Donnerstag, 26. November 2015

Abschlussbericht. Nie hätte ich gedacht, dass 12 Monate so schnell vorbeigehen könnten. Ich hätte anfangs auch nicht gedacht, dass der Abschied so schmerzen würde und dass es mir das Herz brechen würde, dieses wundervolle Land samt ihrer Leute verlassen zu müssen. Als wir am 10. September 2014 früh morgens in Santa Cruz ankamen, noch überhaupt nicht realisiert hatten, auf was für einen Boden wir denn gerade das erste Mal den Fuß gesetzt hatten, wusste ich nicht, was auf mich zukommen werden würde. Aber eines wusste ich genau: Ich freue mich auf das was kommt, denn egal was passieren wird, es wird mich wachsen lassen. Schon wenige Stunden später, als ich von meiner „Gastmutter“ das Haus, in dem ich mich in dem ganzen Jahr nie richtig Zuhause gefühlt hatte, gezeigt bekam, kam die erste Ernüchterung.
Von Anfang an hatte ich nie das Gefühl, dass bei meiner „Gastoma“ großes Interesse an meiner Person besteht, ein paar wichtige Dinge wurden mir ans Herz gelegt, das war’s auch. Mir zu sagen, in welche Richtung denn der Bus in Zentrum fährt, war schon zu viel verlangt. So war die erste Zeit ziemlich anstrengend und teilweise fühlte ich mich hilflos und allein. Als aber die ersten Schwierigkeiten überwunden waren, die ersten Wochen im Projekt vergangen waren, ich meine Kolleginnen besser kannte und mich nicht mehr täglich verlief, konnte ich endlich anfangen zu genießen und richtig zu leben.
Mit dem Desinteresse „Zuhause“ hatte ich mich abgefunden, dafür hatte ich tolle Beziehungen in der Kindertagesstätte mit den anderen Erzieherinnen geschaffen, die mir die ersten Monate ziemlich erleichtert hatten. Doch leider kam Mitte Dezember dann eine für mich sehr traurige Nachricht, denn meine drei Kolleginnen würden nach den Ferien nicht wiederkommen.
So ging die Ferienzeit vorbei, wir verreisten viel und schließlich stand auch schon das Zwischenseminar an.
Dann, Anfang Februar, ging die Arbeit in der Kindertagesstätte wieder los, mit drei neuen Kolleginnen die mir zunächst nicht sehr zusprachen. Doch nachdem das Eis auf beiden Seiten getaut war, merkte ich schon, dass ich auch mit ihnen eine schöne Zeit haben könnte. Eine der neuen Kolleginnen, die ich heute meine beste bolivianische Freundin nennen darf, meinte jetzt zu mir, sie habe sich früher nicht getraut mich anzusprechen und hatte Scham, vor mir zu singen oder zu tanzen. Sie war bis zu meinem Abschied in der KiTa für die Kleinsten zuständig, und ich bin ihr sehr dankbar für alles was sie für mich und mit mir getan hat.
Die anderen beiden Erzieherinnen wurden leider ständig ausgewechselt, wodurch ich mich die ganze Zeit an andere Kolleginnen gewöhnen musste. Das war aber manchmal ziemlich schwer, weil teilweise auch Frauen eingestellt wurden, die überhaupt kein Interesse an den Kindern zeigten und überhaupt nichts mit ihnen gemacht haben. So verging die Zeit, von Hochs und Tiefs bestimmt. Ich habe die Zeit mit den Kindern genossen, die mir zwar teilweise den letzten Nerv geraubt haben, aber trotzdem für mich das Wichtigste auf Erden waren. Und das wollte ich ihnen auch zeigen, ich gab ihnen so viel Liebe wie möglich, damit sie merken, dass sie etwas Tolles und Besonderes sind. Ich gab und gab und gab, und in den letzten Monaten habe ich all das, was ich gegeben hatte, wieder zurückbekommen.
Die Leute um mich herum machten diese Zeit zur schönsten meines Lebens, zeigten mir gegenüber so viel Respekt und Dankbarkeit. Sie behandelten mich nicht wie eine nichtswissende Gringa, sondern wie eine von ihnen. Sie ließen mich an allem teilhaben, nahmen mich mit zu Festen, stellten mir ihre Familien vor, brachten mir bei, wie man bolivianische Gerichte zubereitet und typisch tanzt. Und so weiter. „Gerade dann, wenn es am schönsten ist, muss man gehen“. Das kann ich nur bestätigen.
Richtig bewusst, dass dieses eine Datum kurz bevor stand, wurde mir nie.
Das erste Mal darüber nachgedacht, dass diese Zeit bald vorbei sein würde, habe ich, als wir die August-Gruppe am Flughafen verabschieden mussten. Das machte mir klar, dass ich nur noch vier Wochen hatte, die ich in vollen Zügen ausnutzen musste.
Dadurch, dass ich in diesen letzten Wochen so viel gemacht hatte und kaum Zuhause war und Zeit zum Nachdenken hatte, war dann das Abflugdatum irgendwann da, ohne dass man viel darüber nachgedacht hatte und bereit dazu war, musste man seine Sachen packen, Leute verabschieden - seine neu gewonnene Heimat verlassen, obwohl man doch gerade erst richtig angekommen war. Man stieg also in ein Flugzeug, den Gedanken im Kopf, dass man in ein paar Stunden wieder in Deutschland sein würde. Akzeptieren konnte man diese Tatsache aber trotzdem nicht. Ich fühlte mich, als würde nur mein Körper in dem Flugzeug sitzen, als wären mein Herz und mein Kopf in Bolivien zurückgeblieben.

Ich bin dankbar für alles, was ich in diesem Jahr erleben durfte. Ich habe die tollsten Menschen kennengelernt, denen ich so viel zu verdanken habe.
Sie haben diese Zeit unvergesslich gemacht, durch alles was sie mir gegeben haben und was sie mit mir geteilt haben.
Es gibt glaube ich nicht viel Schöneres, als Teil einer neuen Kultur zu werden, sich zuhause zu fühlen an einem Ort, an dem man sich anfangs noch so fremd und verloren gefühlt hatte.

Ich werde zurückkommen, und hoffe, dass dann noch nicht zu viel Zeit vergangen ist, dass ich die gleichen Leute und Umstände noch antreffen kann.

 „Eso no es un adiós sino un hasta pronto“ – Das ist kein Abschied sondern ein bis bald. Das ist eins, was sicher ist.







... nach fast 3 Monaten in Deutschland
Wieder in Europa zu sein, war ein ziemlich komisches Gefühl. Schon am Flughafen in Madrid fiel uns allen auf, wie anders und komplizierter hier alles ist. Unsere Handgepäcke wurden bin aufs kleinste Detail kontrolliert, vor Abflug in Bolivien führten die Kontrolleure lieber lockere Gespräche mit uns und meinten, wir sollten doch bald wieder kommen.
In Frankfurt erwartete mich Mama schon erwartungsvoll und wir machten uns auf den Weg zum Bahngleis. Plötzlich alles wieder deutsch, alles gestresst, alles irgendwie komisch. Wie in einem Traum, alles zieht an einem vorbei uns man nimmt alles wahr aber andererseits auch doch nicht.
Im Zug alles still, dann eine Durchsage: wegen Personen auf dem Bahngleis kommt es zu ca. 30 Minuten Verspätung. Große Aufregung im ganzen Abteil, in meinem Kopf nur: Was würden die Leute in der halben Stunde wohl Sinnvolles tun?
Ich glaube ich hatte den Geruch unseres Hauses nie zuvor so wahrgenommen, wie an diesem Tag. Auch unser Auto hatte diesen Geruch, den es einfach immer hatte. Irgendwie hatte sich nichts verändert, aber andererseits auch alles.
Personen, die einen zuvor ständig begleitet hatten, waren nicht mehr präsent, Umstände hatten sich geändert. Es gab keinen deutschen Alltag mehr für mich, keine Anhaltspunkte. Morgens wachte ich in den ersten Wochen immer auf, und wusste nicht wofür ich den Tag nutzen sollte. Natürlich war es schön, die Familie wiederzusehen, im Wald spazieren zu gehen und die Weite zu genießen.
Die Stille, die Möglichkeit mal ganz alleine an irgendeinem Ort zu sein, Zeit für sich zu haben... Was mir in Santa Cruz oft gefehlt hatte, war jetzt wieder möglich. Wenn ich mich jetzt aber für eines entscheiden könnte, würde ich nicht die Stille wählen sondern das nie stillstehende Treiben der heißen Großstadt, das Gekreische der Kinder und das Gekrächze der Papageien, das mir so oft den Schlaf raubte. 

Bolivien hat mich verändert, meine Denkweise, meine Ansichten und viel mehr. Ich bin jetzt für viele Dinge viel sensibilisierter und interessierter, setze mich mit mehr Interesse und intensiver mit Dingen auseinander. Es hat mich mutiger, stärker und entschlossener gemacht und mir vor allem eins gezeigt: Was man gibt, bekommt man auch zurück.

Samstag, 28. März 2015

Halbzeit

Halbzeit! So schnell sind glaube ich noch nie 6 Monate vergangen. Wir sind doch gerade erst aus dem Flugzeug ausgestiegen und die schwüle Luft hat uns alle erdrückt, als wir aus dem Flughafengebäude kamen.
Aber natürlich hat sich seit der Ankunft hier ziemlich viel entwickelt und verändert. Ich kann inzwischen sagen, dass ich richtig angekommen bin und mich, würde ich sagen, super eingelebt habe. Die Stadt, die ich am Anfang noch ziemlich hässlich fand und nicht richtig mochte, habe ich lieben gelernt und jedes  Mal, wenn ich von einer Reise zurückkomm, habe ich das Gefühl, ich bin wieder Zuhause. Als ich dieses Gefühl zum ersten Mal hatte, dachte ich: Jetzt bist du wirklich in Bolivien angekommen.
Trotz des Mülls, der vielen Abgase und den überfüllten Micros genieße ich jeden Tag -  diese Dinge gehören eben zu Santa Cruz genauso wie die Hitze und die Luftfeuchtigkeit. Das alles ist jetzt zur Alltagsroutine geworden, und fällt einem eigentlich gar nicht mehr sehr auf.

Die Kindertagesstätte machte Mitte Dezember für ca. eineinhalb Monate zu, die Sommerferienzeit eben. Die ersten beiden Wochen nutzte ich, um ein bisschen zu reisen. Mit einigen anderen Freiwilligen aus Santa Cruz, Sucre und La Paz fuhr ich zum größten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni. Wenn ich an die 3 Tagestour zurückdenke, bin ich immer noch

total fasziniert von dieser Weite und vor allem auch von der Landschaft rund um den Salar. Silvester verbrachten wir dann in La Paz. Um Mitternacht auf einer kleinen Mauer in el Alto zu sitzen und auf die riesige Stadt mit ihrem Millionen Lichtern und einzelnen Feuerwerken hinabzuschauen, das war schon ziemlich ziemlich atemberaubend. In diesem Moment wurde mir malwieder klar, was ich gerade hier erleben darf und wie dankbar ich dafür bin. In den 2 Wochen haben wir viele neue Facetten des Landes  kennengelernt und staunten über die Vielfältigkeit Boliviens.
Wieder zurück im nach wie vor heißen Santa Cruz, begann meine Arbeit in dem Kunstprojekt „Arterias Urbanas“. Dort bot ich drei Mal in der Woche einen Armbandkurs an, für den zuvor mit schön gestalteten Plakaten geworben wurde. Im Voraus besorgte ich außerdem alle Materialien, gewachste Macramewolle, in verschiedenen Farben.
Als ich am ersten Tag zu Arterias fuhr, hatte ich schon ein bisschen Angst, dass ich allein dasitzen und keine Kinder kommen würden. Doch mit der typischen bolivianischen Verspätung, die ich aber durchaus auch schon adaptiert habe, kamen nach und nach einige Kinder. 8-10 Mädchen und sogar Jungen, zu meiner Überraschung, verschiedener Altersgruppen nahmen am Kurs teil und zeigten viel Motivation und teilweise auch richtig viel Geduld und Durchhaltevermögen. Von Tag zu Tag wurden die Armbandtechniken ein bisschen anspruchsvoller, die Lust am knüpfen schwand aber trotzdem nicht. Die Tage bei Arterias waren für mich eine tolle Zeit, es hat mir Spaß gemacht mal mit älteren Kindern zu arbeiten und meine Fähigkeiten weiterzugeben. 


Anfang Februar begann dann wieder die Arbeit in der Guardería, mit 3 neuen Kolleginnen und ziemlich vielen neuen Kindern. Seit Februar wurde die Erzieherin der 2-4 jährigen glaube ich ungefähr 5 mal ausgetauscht, warum, weiß ich nicht genau. Dass diese Gruppe aber wirklich nicht leicht zu handhaben ist, merkte ich aber selbst auch. Eines Morgens als ich gerade auf dem Weg zur Arbeit war rief mich meine Chefin an, ich sollte heute doch bitte die Mittleren übernehmen, die „tia“ kann nicht kommen. Okay, dachte ich, wird schon gehen. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Ca. 15 Kleinkinder, jedes macht irgendeinen anderen Unfug,… Beim Mittagesssen landete dann mehr als dir Hälfte des Essens auf dem Boden als in den Mündern der Kinder. Zur Krönung ließ dann ein Kind noch vor meinen Augen die Hosen runter und machte sein Geschäft einfach auf den Boden. Da dachte ich dann echt, ich bin im Irrenhaus! So viel Chaos, niemand hört auf einen, und man versucht alles, um etwas Schönes mit den Kindern zu machen und stößt dabei nur auf Desinteresse. Naja, die Kinder sind ja nicht daran Schuld, wie sie erzogen werden. Seit diesem Tag meide ich die Gruppe ein bisschen, die sind einfach nicht in den Griff zu bekommen leider.
Für viele Kinder ist es das erste Mal, dass sie den ganzen Tag nicht bei ihren Eltern bzw. Tanten/ Großeltern sind und sie weinen sehr viel und schreien nach ihren jeweiligen Bezugspersonen. Das machte die Arbeit ziemlich anstrengend, weil immer ein Kind geheutl hat und es ziemlich schwer ist, es dann zu beruhigen.

Eine sehr positive Sache noch: Dank einer großzügigen Spende der Bolivien-Arbeitsgemeinschaft meines ehemaligen Gymnasiums hatte ich die finanziellen Mittel zur Verfügung, Farbe zu kaufen, um die kahlen, backsteinfarbenen Wände zu bemalen. Dies dauert seine Zeit, weil die Wände nicht verputzt sind und überall die Steine rausschauen. Die Fläche ist also uneben und man kann nicht mit einer Rolle streichen, sondern muss alles mit einem Pinsel machen.
Nach und nach entstand also mit bunten Farben und kinderfreundlichen Zeichnungen ein viel angenehmeres Ambiente. Mit dem Rest der Spende werde ich bald noch Spielzeug und Arbeitsmaterial kaufen, damit die Ausstattung der Guarderia wenigstens ein bisschen erneuert und erweitert werden kann.








Seit Mitte Februar trainiere ich im Projekt „Plataforma Solidaria“ nun endlich zwei Mal die Woche eine Basketballmannschaft. Das vielseitige Projekt hat sein Programm nun durch diese Aktivität nochmals erweitert und es besteht durchaus Begeisterung für die Sportart. Auch mir bringt das Training viel Spaß, da ich so das Gefühl habe etwas weitergeben zu können und so auch ein bisschen mehr Abwechslung in meinem Alltag habe. 

 



Natürlich gibt es immer wieder schwierige Momente und Situationen, trotzdem überwiegen die positiven Gefühle definitiv. Ich genieße die Zeit mit den Kindern, die manchmal einfach so süße Sachen zu einem sagen und einen immer wieder zum Lächeln bringen!



Die Uhr tickt!

Sonntag, 8. Februar 2015

endlich Reisen

Nachdem ich wieder vom Zwischenseminar in Sucre zurück bin, hab ich nun endlich malwieder Zeit gefunden, um von den letzten Wochen zu berichten. In diesem Post soll`s hauptsächlich um meine erste größere Reise in die Salzwüste "Salar de Uyuni" und nach La Paz gehen.. Auf der 3-Tages-Tour durch die Salzwüste (10 Milliarden Tonnen Salz auf 12.000 km²) und den angrenzenden Nationalpark kamen wir alle aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich glaube kaum einer von uns hat jemals so eine beeindruckende Landschaft gesehen. Wenn ich mir jetzt die Fotos anschau, dann kann ich irgendwie kaum glauben, dass ich das wirklich in Echt gesehen habe. Weil diese ganzen Eindrücke schwer in Worten zu beschreiben sind und das eh nicht klappen würde, zeige ich lieber ganz viele Bilder. Seht und staunt!




Salz, Salz und nochmal Salz... Eine unglaubliche Weite die man vor sich sieht! Wenn es viel geregnet hat, verwandelt sich diese riesige Salzfläche in einen Spiegel, was dann alles noch viel unwirklicher scheinen lässt, als es eh schon ist.
Die ganze Gruppe und einer von unseren 2 Jeeps. Leider fehlt Hector, unser Fahrer, der sich vor allem durch die Worte "exactamente" und "ahora fotos" bei mir im Gedächtnis blieb...
Fotospaß darf natürlich nicht außen vor gelassen werden... :)
Vulkan, der raucht, wie eine Zigarette - "fuma como un cigarillo"  (laut der netten senora beim Tourveranstalter)
Die unglaubliche Landschaft genießen! Aber nur kurz, denn die Fahrer machten immer gern ein bisschen Zeitdruck. Warum, bekamen wir später am eigenen Leib noch zu spüren...

3 verschiedene Flamingoarten leben in dem Gebiet um den Salar:
Isla del Pescado: Mitten in einem Meer von Salzkristallen taucht plötzlich wie aus dem Nichts eine "Insel", übersäht mit riesigen Kakteen, auf.
Laguna Colorada: tatsächlich ist die Farbe so intensiv wie auf diesem Bild, ist nicht bearbeitet! Die Färbung entsteht durch die Mineralien, die im Wasser enthalten sind, den Wind und die Sonne. Fehlt einer dieser Faktoren, hat man Pech. So wie wir bei der Laguna Verde. :(

Laguna Colorada

Egal bei welchem Stop, die Landschaft war jedesmal atemberaubend..

Desierto de Salvador Dalí: Die Wüste wurde nach dem Künstler benannt, weil er anscheinend mal ein Bild gezeichnet hat, das so aussieht wie diese Wüste...

Die Tour buchten wir am Abend noch, als wir in Uyuni nach einer 24-Stunden-Reise endlich angekommen waren. Wir mussten nämlich zuerst über Sucre und Potosi fahren, nach Uyuni direkt gibt es leider keine Verbindung... Das Essen auf der Tour war überraschend lecker! Es gab am ersten Abend eines meiner Lieblingsgerichte hier, Pique Machu :) Und auch die anderen Tage wurde immer ordentlich aufgetischt. Das Hostal am ersten Abend lag am Rand eines kleinen ausgestorbenen Dorfes und wenn man aus der Tür ging, hatte man einen Blick auf eine riesige Lamaherde und im Hintergrund ein von der Abendsonne beschienener Berg.. Da konnte man auch die Kälte gut aushalten, die mit der Dunkelheit kam. Mittags brennt die Sonne nur so herunter, und man muss aufpassen, dass man sich keinen Sonnenstich holt auf 5000 Meter. Am zweiten Abend hatten wir leider ein bisschen Pech. Die Hostels kann man irgendwie nicht reservieren, sondern fährt auf gut Glück hin und hofft, es sind noch Betten frei. Da wir anscheinend ein bisschen spät dranwaren und uns beim Fotos machen doch lieber etwas weniger Zeit lassen hätten sollen, bekamen wir keinen Platz mehr im geplanten Übernachtungsort.. Also 2 Stunden fahren zur Laguna Verde, wo sich noch ein Hostel befindet. "Scheiße" dachten wir erst, aber als dann extra für uns noch eine Tienda (kleiner Laden) aufgemacht hat und wir uns mit Bier und Knabbersachen eindecken konnten, war es doch gar nicht so schlimm. Mit lauter Musik und netter Gesellschaft hatten wir sogar ziemlichen Spaß :).
Als wir schließlich da waren und aus dem Auto stiegen, fuhr uns der eisige Wind um die Ohren und ich hab trotz Winterjacke, Schal und und und den ganzen Abend gefroren... Um 10 wurde auch das Licht im gesamten Hostel ausgemacht, aber wir waren eh alle ziemlich müde und fielen ins Bett. Am letzten Tag ging es dann wieder zurück nach Uyuni, aber nicht ohne Halt an den "augas calientes" (heiße Quellen) zu machen. Es gibt nichts tolleres, als im heißen Wasser zu entspannen mit einem Ausblick, den man wahrscheinlich nie wieder haben wird..

Zurück in Uyuni gings dann ein paar Stunden später schonwieder ab nach La Paz. Dort mussten wir erstmal ein paar Tage entspannen von der doch irgendwie anstrengenden Tour und machten nur ein paar kleinere "Sightseeing"-Stündchen. Das tollste Moment der La Paz-Reise war aufjedenfall, an Silvester um kurz nach 12 auf einer Mauer in El Alto (Die Stadt, die überhalb von La Paz liegt) zu sitzen und die unendlich vielen Lichter und das zwar kleine, aber wunderschöne Feuerwerk anzuschauen.

Schamanenstraße in El Alto

Blick aus dem Teleferico

Valle de la Luna

Touristenstraße in La Paz. Natürlich konnte keiner von uns den obligatorischen Lamawollpulli umgehen :)
in El Alto, im Hintergrund La Paz

Das war's erstmal wieder. Morgen gehts in der Guarderia wieder los. Mit 3 neuen (die alten wurden leider aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen ersetzt) Kolleginnen und ganz schön vielen unbekannten Kindern. Ich freue mich schonwieder auf die kleinen Racker, haben doch schon ziemlich gefehlt in letzter Zeit...

Hasta pronto :)

Sonntag, 14. Dezember 2014

Plätzchen, Promoción, Pilgern,...

Hallo an alle :)

im letzten Monat durfte ich einige Dinge miterleben, von denen ich in diesem Blogeintrag berichten will. Lustigerweise fangen die Dinge alle mit P an: Plätzchen backen, Promoción und Pilgern.

Aber zuerst möchte ich über die letzten Wochen in der Guardería berichten.
Da seit Anfang Dezember die Schulen Sommerferien haben, kommen seit ca. 2 Wochen nur noch sehr wenig Kinder in die KiTa. Die älteren Geschwister können jetzt auf die kleineren aufpassen, und viele Familien besuchen ihre Verwandten auf dem Land oder in anderen Städten.
Dadurch ist ein bisschen Ruhe eingekehrt, und die nicht so große Kinderschar ist einfacher zu handhaben.

Plätzchen

Neulich habe ich also dann mit einer kleineren Gruppe von ca. 10 Kindern Weihnachtsplätzchen nach dem Rezept von meiner Oma Plätzchen gebacken. Die Ausstechförmchen hatte meine Chefin noch von den ehemaligen Freiwilligen, wodurch ich mich nur noch um die Zutaten für den Teig  und für die Dekoration kümmern musste.

Ich bereitete morgens den Teig vor und  kurz danach konnte es auch schon los gehen. In der Küche, die normalerweise für die Kinder tabu ist, stellten wir ein paar Tische zusammen und stellten alle benötigten Utensilien in die Mitte. Dann hab ich die Kinder in 2 kleinere Gruppen aufgeteilt, damit es nicht zu Streitereien kommt, weil nicht jeder sofort an den Teig kommt. An beiden Tischenden wurde der Teig ausgerollt und die Ausstechförmchen auf beide Gruppen verteilt, und schnell verwandelte sich die Küche in eine kleine Weihnachtsbäckerei. Sogar bei mir kam dann zum ersten mal ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, obwohl das bei 35 Grad gar nicht so leicht ist.

Den Kindern hat das Backen auf jeden Fall  viel Spaß gemacht, es war einfach mal etwas Abwechslung. Für mich war es auch ein kleines Highlight, weil ich es tatsächlich geschafft hatte ohne große Unterstützung von Kolleginenn oder Chefin meine Idee erfolgreich umzusetzen. Und wenn meine Kinder glücklich sind, bin ich es natürlich auch. :)



Promoción

Außerdem war ich Ende November zu der Promoción der Tochter meiner Kollegin Sonia eingeladen. Jeniffer ist gerade 6 geworden und besucht seit einer Weile nachmittags eine Art Grundschule (Kinder). Bei der Promoción wurde jedem Kind ein Zertifikat überreicht, dass es die erste Stufe der Grundschule erfolgreich abgeschlossen hat. Dafür wurde aber ziemlich viel Action gemacht (sieht man auf den Bildern auch). Jedes Kind hatte so ein Kostüm und eine Hut auf, wie die Leute bei den Abschlussfeiern von der Highschool in den USA. Jedes Kind wurde einzeln durchs Mikrofon angesagt und lief mit einer Begeleitperson einen roten Teppich entlang vor zur Bühne, wo ihm das Zertifikat überreicht wurde und es wurden natürlich unendlich viele Fotos geschossen. Im Hintergrund lief die ganze Zeit die selbe schreckliche Musik...
Die Begleitperson begab sich dann wieder auf ihren Platz, während die Kinder vorne ihre Plätze einnahmen, um später gemeinsam ein Lied zu singen und dann wurde noch das Gruppenfoto geschossen. Das wars dann auch.

Die Woche zuvor war ich mit Jeniffer bei der Feier ihrer Schule, die zum Abschluss des Schuljahres stattfindet. Jede einzelne Klasse hatte mit dem jeweiligen Sportlehrer oder der Sportlehrerin einen Tanz aufgeführt. Es waren sowohl traditionelle, als auch moderne und akrobatische Tänze dabei, und für mich sehr interessant anzusehen.

Letzten Freitag stand dann noch die Promoción bzw. Graduación (den Unterschied hab ich nicht verstanden) von den älteren meiner Kinder in der Guarderia an. Sie haben den Prekinder (Art Vorschule) jetzt abgeschlossen.  Die ein oder andere Familie kam zwar etwas zu spät, sodass die Feier schon vorbei war, aber für ein Bild mit dem Zertifikat reichte es trotzdem noch. Meine Chefin hat mich bei ihrer Begrüßung sogar einzeln erwähnt, was mich sehr überrascht hat und ich ziemlich süß fand, weil sie sonst sehr trocken und irgendwie emotionslos rüberkommt.

Naja, warum man so eine große Aktion macht dafür, verstehe ich nicht ganz.. Aber für die Kinder ist es trotzdem ein besonderer Tag.

 Beim Abschlussfest im Colegio

 Promoción

 Promoción

 Promoción

Pilgern

 Letzten Sonntag war es soweit. Schon lange hatten wir Freiwilligen darüber geredet, am "Gang nach Cotoca" teilzunehmen. Cotoca ist ein Dorf das östlich von Santa Cruz liegt. Am 8. und 15.12. wird der "Virgen de Cotoca" (Jungfrau) für das empfangene Glück gedankt und um zukünftiges zu erbitte. Jährlich pilgern tausende Crucenos über Nachtdort hin, und dieses Jahr war ich auch dabei. Um ca. 22 Uhr liefen wir am 4. Ring los, umgeben von einer Horde Menschen, die die selbe Intention wie wir hatten. Am Anfang stellte man sich in eine Schlange an, um eine kleine Statue der Virgen der Cotoca zu berühren. Dann ging es los, noch voller Energie und noch ohne müde Beine. Man lief einfach auf 3 Spuren der Schnellstraße, die nach Cotoca führt. Am Straßenrand konnte man sich mit Essen und Trinken versorgen, es fehlte also an nichts. Auch wenn die 17km Fußmarsch ziemlich anstrengend waren, war ich glücklich und stolz, als wir endlich (um ca. 3 Uhr) angekommen waren. In Cotoca angekommen mussten wir uns erstmal durch die Menschenmasse drängen, um zur Kirche zu gelangen. Und dann nochmal kämpfen, um in die Kirche hineinzukommen um Kerzen anzünden zu können. Nach ca. einer Stunde trafen wir uns wieder alle, um uns gemeinsam auf den Rückweg zu machen, schon ein paar Stunden später sollten wir nämlich bei der Migrationsbehörde sitzen.
Um ca. 5.30 Uhr war ich dann zuhause, ziemlich erschöpft und mit schmerzenden Füßen. Die 1 einhalb Stunden Schlaf lohnten sich kaum, dennoch dachte ich sie täten gut. Das Aufstehen war dann aber wiederum umso härter. Erst um 21 Uhr kam ich am Montag wieder nach Hause, und fiel tot ins Bett. Inzwischen ist der Schlaf wieder nachgeholt und die Füße haben sich wieder regeneriert und ich blicke auf eine interessante und schöne Nacht zurück. 



Seit Montag ist meine Tante aus Deutschland da :) Morgen werden wir gemeinsam nach Samaipata fahren bis Mittwoch, um von dort aus Tagesausflüge in den Nationalpark Amboró zu machen. Von Donnerstag bis Samstag steht dann noch Großputz in der Guardería an, bevor auch mein Projekt schließlich in die Ferien geht.
Nach Weihnachten werde ich mit ein paar anderen Freiwilligen über Potosí in die "Salar de Uyuni" (Salzwüste) reisen, und dann von dort aus nach La Paz. Silvester werden wir wahrscheinlich auch dort dann feiern. Ich kann es kaum erwarten meinen Rucksack zu packen und endlich weitere Seiten dieses wunderschönen Landes kennenzulernen!


Ich wünsche allen eine schöne Weihnachtszeit! Und wenn jemand noch einen Euro übrig hat, ich würde mich unglaublich über Spenden freuen! Im nächsten Jahr würde ich gerne einige Dinge in der Guardería verändern, z.B. die Wände verputzen und anstreichen, Tische, Regale und Stühle (die teilweise in sehr schlechtem Zustand sind) renovieren und Spielsachen für die Kinder kaufen. Ohne ein bisschen Geld ist das leider nicht möglich. Also falls jemand mein Projekt, meine Kinder und mich unterstützen möchte, auf auf! Einfach eine E-Mail schicken: jana-maria-schmid@web.de.


Bis bald, Jana :)